Auf dem Lutherweg hin zu Bach

Von Königsee über Paulinzella bis Arnstadt folge ich dem Lutherweg, der gleichzeitig auch Pilgerweg ist. Wie versöhnlich das ist; hat doch Luther mit seiner Lehre den Grundstein zur Klosteraufhebung gelegt. Auch vom Doppelkloster Paulinzella stehen nur noch Ruinen. Aber lassen wir das: Was sich Protestanten und Katholiken angetan haben, ist Thema im Lutherjahr 2017.

In Arnstadt steht die schlichte Bachkirche; hier hatte der junge (und wilde) Johann Sebastian Bach seine erste Stelle als Organist - "aber er hat noch heute keine Lobby in Thüringen", ereifert sich Judith Rüber, Gastgeberin und Besitzerin des Hotels Stadthaus, das über 100 Jahre Teil der Möller'schen Handschuhfabrik war und so sorgfältig renoviert und ausgebaut worden ist, dass es eine eigene Reise wert ist.
Judith Rüber engagiert sich auch in der Politik und der Kultur - und sie, aus München wegen der zerfallenen Gebäude der alten Fabrik in den Osten gezogen, erzählt so spannend und kompetent von ihren Erfahrungen, von Bildungsbürgern (ein Schimpfwort in der ehemaligen DDR), von Bach, der als Kirchenmusiker noch heute allzu sehr verfemt wird, von kleinen Fürsten- und Herzogtümern, die zu klein für echte Kriege waren, kulturell aber regelrecht im Wettstreit lagen und damit zum kulturellen Reichtum der Gegend beitrugen.
Aber Judith Rüber beschäftigt sich noch lieber mit der Zukunft: Sie hofft, den Bachsommer 2017 zustande zu bringen. Joshua Rifkin, Gründer von "The Bach Ensemble" wäre bereits wieder gebucht; aber ein kulturpolitisches Hin und Her lässt das Festival in der Schwebe sein.
Ich habe vorsorglich schon Tickets und Zimmer im Stadthotel reserviert.