Der liebe Augustin

Was tun in Lindau, das verschneit und eisig ist? Den Gässchen entlang gehen, durch die ein bissiger Wind pfeift und mir das letzte Frühlingsahnen im Januar austreibt? Da setzt man sich besser ins Kaffeehaus Augustin, schmökert in den Büchern und da der liebe Augustin seit langem ausgelesen ist, bleibt man hängen an der Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff, einem "Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen". Man liest und liest, bis man Augen wie "gchlöpfti Secherige"hat. Der Weisswein tut das seine.
Ein Sittengemälde über den ersten Ort, den ich auf meiner Wanderung anpeile, Lindenberg im Allgäu, liefern mir Einheimische im Engel zu Lindau, bestätigt von der Rezeptionistin im Hotel: Lindenberg ist die Drogenhölle im Allgäu! Und ein Schneeloch dazu! Ich versuche dies so heiter zu nehmen, wie es der liebe Augustin getan hätte, dessen Geschichte eines leichten Lebens immer wieder zu verzaubern mag.
Oder wie es Annette von Droste-Hülshoff sagte: "So steht mein Entschluss fester als je, nie auf den Effekt zu arbeiten, keiner beliebten Manier, keinem anderen Führer als der ewig wahren Natur durch die Windungen des Menschenherzens zu folgen, und unsre blasierte Zeit und ihre Zustände gänzlich mit dem Rücken anzusehen. Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden..."