Kultur. Und dazwischen Buchenwald

Ob die Bürgerinnen und Bürger wussten oder nicht, dass 17 km (Erfurt) oder 8 km (Weimar) vor ihren Haustüren Unmenschliches passierte? Auf jeden Fall wehrte sich die Bürgerschaft von Weimar gegen den Namen "KZ Ettersberg", weil der Name Ettersberg zu sehr mit Goethe verbunden ist. Die SS gab nach: Buchenwald wurde das Konzentrationslager nun genannt.
Auf dem Ettersberg stand die Goethe-Eiche. Unter dieser Eiche soll Goethe seine «Walpurgisnacht» im «Faust» geschrieben haben.
Die Eiche stand danach mitten im KZ Buchenwald, an ihr wurden Gefangene gehängt und gefoltert. Der Baum starb ab; sein Gerippe blieb stehen bis zur Befreiung des Lagers durch die Amerikaner.
Auch Dietrich Bonhoeffer war Häftling im KZ Buchenwald. Sein individuelles Glaubensbekenntnis lautet:
„Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müßte alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, daß auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und daß es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, daß Gott kein zeitloses Fatum (lat. Schicksal) ist, sondern daß er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.“

In der Gestapo-Haft schrieb Bonhoeffer wenige Monate vor seiner Hinrichtung an seine Verlobte Maria von Wedemeyer seinen letzten theologischen Text in Form eines Gedichtes:

1. Von guten Mächten treu und still umgeben,

behütet und getröstet wunderbar,

so will ich diese Tage mit euch leben

und mit euch gehen in ein neues Jahr.



2. Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.

Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen

das Heil, für das du uns geschaffen hast.



3. Und reichst du uns den schweren Kelch,
den bittern

des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,

so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern

aus deiner guten und geliebten Hand.



4. Doch willst du uns noch einmal Freude
schenken

an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,

dann wolln wir des Vergangenen gedenken,

und dann gehört dir unser Leben ganz.



5. Lass warm und hell die Kerzen heute
flammen,

die du in unsre Dunkelheit gebracht,

führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.

Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.



6. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,

so lass uns hören jenen vollen Klang

der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,

all deiner Kinder hohen Lobgesang.



7. Von guten Mächten wunderbar geborgen,

erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist bei uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.